Bauen am Zürichsee
Exemplarische Fusion der Gegensätze
Wo das Wasser des Zürichsees auf das Land trifft, prallen auch gegensätzliche Interessen und Regelungen aufeinander. Klare Leitlinien zum Umgang mit dem Ufer gibt es im Kanton Zürich bislang nicht. Nun müssen das Gewohnheitsrecht der Grundbesitzer und die heutige Realität am Seeufer mit neuen Gesetzen und öffentlichen Interessen in Einklang gebracht werden. So gibt die neue Richtplanung einen lückenlosen Uferweg vor, der schwierig umzusetzen ist, ohne – teilweise wertvolle – Naturräume, Ufergestaltungen und bauliche Strukturen zu zerstören. Die aktuelle Gewässerschutzverordnung zählt auch die ersten 20 Meter des Ufers zum Gewässerraum, der mit strikten Regeln wie beispielsweise einem Bauverbot oder der Verpflichtung zu einer naturnahen Bepflanzung belegt ist. Das entzieht vielen der bestehenden Ufergestaltungen im Nachhinein ihre rechtliche Legitimierung.
Ziel des Workshopverfahrens war, das „Leitbild Zürichsee 2050“ der Baudirektion und Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich zu konkretisieren. Widersprüche sollten in umsetzbaren Prinzipien und Regeln für das Bauen am Zürichseeufer vereint werden. Auf konzeptioneller Ebene wurden anhand von fünf Modellräumen städtebauliche Regeln zum Umgang mit dem Uferraum entwickelt. Im Vorschlag des Teams Van de Wetering/ASP waren das acht Prinzipien, welche auf den gesamten Uferbereich übertragbar sind – gerade weil sie nicht gleichmachen, sondern, gleichsam als Mustersammlung, differenzierte Möglichkeiten aufzeigen, auf die wertvolle Vielfalt und die verschiedenen Situationen und Ansprüche zu reagieren.
Die unterschiedlichen Schwerpunkte und Ergebnisse der drei Workshop-Teams werden in ein Regelwerk einfliessen, dass zwischen Uferschutz, Landschafts- und Naturschutz, Erholung und Seezugang, privaten, städtebaulichen und ästhetischen Interessen Spielräume und Regeln für den Umgang mit dem Uferraum auslotet. Für die 50 Kilometer Zürichseeufer im Kanton soll es zur Grundlage eines hochwertigen planerisch-baulichen Werkzeugkastens werden.
Projekt ASP aus der Zusammenarbeit von K. Hartmann und F. Seibold.